Ein päpstlicher Alptraum
60 Seiten
Haffmans Verlag Zürich, 1997
Mit Zeichnungen von Nikolaus Heidelbach
Dieses wunderschön illustrierte kleine Büchlein ist leider vergriffen. Dabei wäre die Geschichte vom päpstlichen Albtraum immer noch lesenswert: Da träumt der Inhaber des Heiligen Stuhls nach allzu viel süßem Weihnachtsgebäck von einem teuflischen Besucher, der ihn in einem höllisch roten Ferrari in die Welt hinaus entführt und ihn dazu überreden will, die kirchlichen Finanzen durch Sponsoring zu sanieren. Allzu viel Gegenleistungen werden gar nicht erwartet. Nur ein paar ganz winzige Kleinigkeiten. Es ist ja wirklich nicht zu viel verlangt, wenn man statt „Halleluja“ in Zukunft „Coca Cola“ sagen soll…
Ein kleiner Trost: Als Hörbuch ist das Werkchen noch lieferbar. Mit genau der richtigen Prise Unseriosität gelesen von Dieter Hildebrandt.
Ganz nebenbei: es muss mich damals, als ich den Text schrieb, eine recht prophetische Muse geküsst haben. Denn der Papst in diesem Buch kommt aus Deutschland..
Wie eine riesige weisse Taube flatterte das Tuch in die Höhe und verschwand in der Unendlichkeit. Darunter kam nicht, wie der Papst erwartet hatte, eine Statue zum Vorschein, sondern eine Art Verkaufsautomat mit Bildschirm, Kopfhöreranschluss und jeder Menge blinkender Tasten „Ich hör dir zu“, sagte eine tiefe, in überirdischen Bässen vibrierende Stimme, und wiederholte immer wieder: „Ich hör dir zu… Ich hör dir zu… Ich hör dir zu…“
Wir haben für ‚Absolvo 2000’ die Stimme von Heino lizenzieren können“, erklärte der Teufel stolz. Was ‚MacDonalds’ recht ist, kann der Kirche nur billig sein. Gerade weil unser Gerät keine Brust im eigentlichen Sinne hat, schien uns der Brustton der Überzeugung umso wichtiger. Wir haben Heino übrigens kostenlos bekommen“, fügte er triumphierend hinzu und grinste dabei so teuflisch, dass der Papst zum ersten Mal wirklich verstand, warum der Stolz eine Todsünde ist. „Ein kleiner Hinweis auf eine Privathölle, in der bis in alle Ewigkeit immer nur ‚Blau, blau, blau blüht der Enzian’ läuft, hat vollkommen genügt.“
„Was ist das für eine Maschine?“
„Der erste vollautomatische elektronische Beichtstuhl. Auf allen wichtigen Planeten zum Patent angemeldet. Wenn Sie ihn vielleicht einmal ausprobieren wollen?“
„Nein,“ sagte der Papst streng und sah, abgesehen von seinem Overall, ganz so aus wie ein wütender Moses kurz vor dem Zertrümmern der Gesetzestafeln. „Ich will ihn nicht ausprobieren.“
„Aber ‚Absolvo 2000’ hat serienmässig einen stufenlos regelbarem Filter für lässliche Sünden.“
Der Papst schüttelte den Kopf.
Einen selbst reinigendem Absolutionsdispenser.“
Der Papst verschränkte die Arme.
„Und er ist ortsunabhängig! Zum ersten Mal kann nicht mehr nur in der Kirche gebeichtet werden, sondern überall. Am Bahnhof. Im Parkhaus. Im Supermarkt.“
Der Papst wandte sich ab.
„Dem kann man es aber auch wirklich nicht recht machen“, murmelte der Teufel vor sich hin und folgte ihm zum Auto.
Heinos Stimme, fast ein bisschen beleidigt, wiederholte in der Ferne verklingend: „Ich hör dir zu… Ich hör dir zu… Ich hör dir zu… Ich hör dir…“ Dann war der Ferrari auch schon wieder unterwegs.
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