Satire
123 Seiten
Haffmans Verlag Zürich, 1994

Mit Illustrationen von 
Thomas Di Paolo


Das ist eigentlich gar kein Buch, sondern ein zu Papier gebrachter Tobsuchtsanfall. „Theorie und Praxis des Lebens mit Arschlöchern“ heißt der Untertitel, und genau darum geht es auch: um die unbestreitbare Tatsache, dass die Menschheit mehrheitlich aus Arschlöchern besteht. Man misst den Grad ihrer Arschlochizität anhand des A-Quotienten – ein Maßsystem, das den Menschen bedeutend exakter erfasst als jeder IQ-Test.

Man kann an der Übermacht der Typen mit hohem AQ nichts ändern, aber dieser Wegweiser im handlichen Taschenformat hilft einem immerhin dabei, die Betroffenen zu erkennen und möglichst weiträumig zu umfahren.

Das Ganze behauptet, mit Grafiken und Fußnoten, furchtbar wissenschaftlich zu sein. Ob es des tatsächlich ist, muss der Leser entscheiden. Sofern er nicht selber das Thema ist.

Neuauflage: Zweitausendeins Frankfurt 2005

Wir haben ein Arschloch als Individuum definiert, auf dessen Verhalten der AQ größeren Einfluss hat als der IQ. So allgemein gefasst ist diese Aussage aber noch nicht praktikabler als die Feststellung, dass ein durchschnittliches deutsches Ehepaar 1,9 Kinder hat. Das mag zwar statistisch durchaus richtig sein, trotzdem werden Sie nie in die Lage kommen, einem befreundeten Ehepaar zur Geburt von null komma neun Babies gratulieren zu müssen.
So wie sich die 1,9 Kinder aus den ganz verschiedenen Nachwuchszahlen von Millionen von Ehepaaren errechnen, so wird auch mit der Aussage „Dieser Mensch ist ein Arschloch“ immer nur ein statistischer Durchschnittswert beschrieben. Im großen Ganzen, sagen wir damit, wird dieses Individuum mehr vom AQ als vom IQ bestimmt; in Einzelbereichen seiner Persönlichkeit kann das AQ/IQ-Verhältnis aber ganz anders aussehen.
Am einfachsten kann man diese Aussage anhand der weit verbreiteten Spezies des Autofahr-Arschlochs belegen. Jeder von uns kennt diesen Typus, der mit der Drehung des Zündschlüssels von Kopf- auf Arschdenk umzuschalten scheint. Da spüren die mildesten Müslis plötzlich den Tiger im Tank, koppeln sich mit dem ersten Tritt auf die Kupplung von jedem vernünftigen Verhalten ab, kämpfen um eine Parklücke wie ein Kreuzritter um den heiligen Gral und sind immer, immer im Recht, selbst wenn sie gerade mit Vollgas in falscher Richtung durch eine Einbahnstraße brausen. Und kaum haben sie den Wagen abgestellt, sind sie wieder feinsinnig wie eh und je.
Und genau so wie es Autofahr-Arschlöcher gibt, gibt es auch Ballett-Arschlöcher und Fußball-Arschlöcher, Bodybuilding-Arschlöcher und Sensibilitäts-Arschlöcher, Tierschutz-Arschlöcher und Stierkampf-Arschlöcher, Technik-Arschlöcher und Jute-statt-Plastik-Arschlöcher, Natur-Arschlöcher und City-Arschlöcher, Jenny-Elvers-Arschlöcher und Elfriede-Jelinek-Arschlöcher, Sushi-Arschlöcher und Sauerkraut-Arschlöcher, Mode-Arschlöcher und Diesen-Pulli-trage-ich-schon-seit-zwanzig-Jahren-Arschlöcher.
Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt. Mich würde noch nicht mal wundern, wenn sich Mutter Teresa heimlich Wrestling-Videos reingezogen hätte.

 

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